Einst lebten Schildkröten auf einer sehr fruchtbaren, mit vielen Bäumen bepflanzten Insel. Da flog eines Tages ein Rebhuhn vorbei, das wegen der großen Hitze einen kühlen Ruheplatz suchte, und ließ sich neben dem Neste der Schildkröten nieder. Als die Schildkröten von ihrem Ausfluge zurückkehrten und das Rebhuhn sahen, fanden sie es so ausgezeichnet schön, dass sie sich mit seiner Gesellschaft freuten und sagten: „Das ist gewiss der Herr aller Vögel.“ Sie näherten sich ihm daher so freundlich, dass es jeden Abend, nachdem es den Tag über auf der Insel umhergestreift war und Korn aufgelesen hatte, wieder zu ihnen zurückkehrte. die Schildkröten gewannen es aber bald so lieb, dass es ihnen schwer fiel, den ganzen Tag von ihm getrennt zu leben. Sie sagten daher eine zur andern: „Wir müssen ein Mittel finden, das Rebhuhn ganz an uns zu fesseln, dass wir auch am Tage uns an ihm ergötzen und nicht zu befürchten haben, dass es einmal auf seinen Ausflügen sich an einen andern Vogel anschließe und uns ganz verlasse.“ Da sagte einer von den Schildkröten: „Ich will euch aus dieser Verlegenheit helfen.“
Die Schildkröten näherten sich eines Abends dem Rebhuhn, als es heimkehrte, wünschte ihm guten Abend, küsste die Erde vor ihm und sagte: „Gott hat dir unsere Liebe in vollem Maße geschenkt und uns eben so mit der deinigen gesegnet. Doch der Liebende findet nur Ruhe in der Nähe seiner Geliebten, jede Trennung aber bringt ihm herben Schmerz; wir können aus Wohlgefallen an dir dich gar nicht genug sehen und in deiner Abwesenheit gar keine Freude genießen, und doch sind wir so wenig beisammen: das kränkt uns sehr; auch du musst sehr leiden, wenn deine Liebe der unsrigen gleich ist.“ Das Rebhuhn sagte: „Mir ist nur wohl, wenn ich bei euch bin, doch was soll ich mit meinen zwei Flügeln anfangen, die mich immer von euch treiben?“ Die Schildkröte antwortete: „Wenn dir deine Flügel alle Ruhe und alles Vergnügen rauben und dich dazu noch der Gefahr aussetzen, von einem deiner Feinde unter den Vögeln auf dem Fluge ergriffen zu werden, so lege sie ab, bleibe bei uns und lasse es dir wohl sein in unserm Überflusse.“ – „Wie kann ich das?“ sagte das Rebhuhn. Da sagte die Schildkröte: „Reiße eine Feder nach der andern mit deinem Schnabel aus, bis keine einzige mehr übrig bleibt.“ Das Rebhuhn verlor keinen Augenblick, diesen Rat zu befolgen. Das Schicksal führte aber gerade ein Wiesel vorüber, das auch auf dieser Insel wohnte; es sah mit Erstaunen das kahle Rebhuhn und rief: „Nun ist mein Glück gemacht, nun entgeht mir dieses Rebhuhn nicht mehr.“ Es sprang sogleich auf das Rebhuhn los, das vergebens seine federlosen Flügel aufschlug, um zu entfliehen; es ward vom Wiesel ergriffen und zerrissen. Die Schildkröten, vor deren Augen dies geschah, weinten vor Mitleid. Als aber das Rebhuhn sie fragte, ob sie mit etwas Anderem, als mit Tränen ihm helfen könnten, sagte sie: „In Wahrheit, gegen ein solches Übel wissen wir nichts Anderes zu tun.“ Da sagte das Rebhuhn: „Weinet nicht, ihr seid unschuldig, ich selbst habe mein Unglück herbeigezogen.“
„So muss auch ich,“ sagte der König, „nun mir selbst Vorwürfe machen, dass ich euren Rat befolgt und die Wackersten und Klügsten in meinem Reiche umgebracht habe, Die, welche mich am meisten liebten und mich am besten gegen meinen Feind schützen konnten! und finde ich jetzt keinen Ersatz für sie, so muss ich, wie jenes Rebhuhn, untergehen.“ Der König ging dann in das Zimmer, wo die Leichen seiner Veziere und Gelehrten lagen, und weinte heftig und schrie: „O könnte doch Jemand diese Toten nur einen Augenblick wieder beleben, dass ich ihnen mein Verbrechen bekenne und ihnen meinen Zustand klage.“ Nachdem er den ganzen Tag, ohne zu essen oder zu trinken, in tiefster Trauer in diesem Zimmer zugebracht hatte, zog er schlechte Kleider an und streifte verkleidet in der Stadt umher.
Da sah er zwei Jungen von zwölf Jahren, die an einer Mauer saßen, und hörte, wie Einer zum Andern sagte: „Hast du schon gehört, dass unser Feld aus Mangel an Regen ganz verdorrt ist? Alles Unglück kommt von unserm König, der die Gelehrten und Veziere schuldlos hat umbringen lassen, bloß um seine Geliebte, die Feindin Gottes und der Menschen, zufrieden zu stellen.“
Der zweite Junge erwiderte dem ersten: „Das ist noch nicht Alles, du wirst noch Schlimmeres erleben.“ – „Wie!“ versetzte der Erste, „gibt es etwas Schlimmeres, als keinen Regen zu haben?“ – „Ja wohl,“ erwiderte der Andere; „schon hat ein benachbarter König dem unsrigen einen Boten geschickt, durch welchen er ihn auffordern lässt, ihm ein Schloss mitten im Meer auf die Oberfläche des Wassers zu bauen; vermag er dies nicht, so wird er zwölftausend Regimenter, jedes aus tausend Kriegern bestehend, abschicken, um Besitz von seinem Königreich zu nehmen, und wisse, dass dieser König sehr mächtig ist und über ein unzählbares Volk herrscht; wenn nun unser König dieses Übel nicht abzuwenden weiß, so ist es um unsere Stadt geschehen; denn unser Nachbar war ein Feind des Vaters unsers Königs; er wird dann Männer und Kinder umbringen, die Frauen in Gefangenschaft führen, alles Vermögen rauben und den König verbannen. Gott stehe uns bei!“ Des Königs Tränen flossen im Übermaße, als er diese Gespräch hörte, und er dachte: dieser Junge muss sehr klug sein, wie kann er Etwas von dem Boten wissen, der noch Niemanden gesprochen? Vielleicht wird mir Gott durch ihn helfen. Er näherte sich hierauf dem Jungen und sagte: „Was hast du eben vom König erzählt, lieber Junge, ist wahr, er hat mit Unrecht seine Veziere und Weisen umbringen lassen; doch woher weißt du, was der König von Indien unserm König geschrieben?“ – „Ich weiß es,“ sagte der Junge, „Durch meine Zauberkunst, die ich von meinem Vater gelernt.“ Da fragte der König: „Gibt dir diese wohl ein Mittel an, durch welches der König aus seiner Not gerettet werden könnte?“ – „Wohl weiß ich ein Mittel,“ antwortete der Junge; „doch ich werde es nur dem König selbst offenbaren, wenn er mich rufen lässt und um Rat fragt.“ Da fragte der König: „Woher kennt er dich, dass er nach dir schicken soll?“ Der Junge erwiderte: „Wenn er nach dem Gelehrten und Weisen schickt, so findet er auch mich unter dieser Zahl, tut er dies aber nicht und fährt fort, bei seinen Weibern sich zu zerstreuen, so werde ich nicht zu ihm gehen, um auch, wie seine Veziere, umgebracht und dazu noch von allen Leuten für blödsinnig gehalten zu werden; dann würde sich das Sprichwort bestätigen: Wer mehr Kenntnisse hat, als Verstand, der geht durch seine Kenntnisse wegen seiner Torheit zu Grunde.“ Der König, erstaunt über die Worte diese Jungen, fragte ihn nach seiner Wohnung, und der Junge antwortete: „Ich wohne in dieser Stadt, und hier ist die Mauer meines Hauses.“ Der König merkte sich sein Haus, grüßte die Jungen, kehrte freudig in sein Schloss zurück, legte die Trauerkleider ab und zog wieder sein königliches Gewand an, aß und trank und dankte Gott, bekannte sein Verbrechen, bat um Vergebung und beschloss, Buße zu tun und fromme Werke zu vollbringen. Sodann ließ er einen seiner Diener rufen und beschrieb ihm das Haus des Jungen, den er an der Mauer gesehen, so wie den jungen selbst, und die Straße, in welcher er wohnte, und sagte ihm: „Geh‘ zu diesem Jungen und sage ihm in einem milden, einnehmenden Tone: der König lässt dich zu sich bitten, um dich über Etwas zu befragen, das dir viel Glück bringen wird.“ Der Bote traf den Jungen noch an derselben Stelle der Mauer, wo ihn der König verlassen, und teilte ihm den Wunsch des Königs mit. „Ich bin bereit zu gehorchen,“ sagte der Junge, folgte sogleich dem Boten, verbeugte sich mit Anstand vor dem König, grüßte ihn und wünschte ihm Glück. Der König hieß ihn sitzen und fragte ihn: „Weißt du wohl, wer heute an deinem Hause vorüberging und mit dir sprach?“ Der Junge fing an nachzudenken und auszurechnen, und sagte nach einer Weile: „Du warst es, erhabener König!“ –
„Du hast die Wahrheit gesagt, geliebter Junge,“ versetzte der König, ihn küssend und zu sich auf den Thron hebend. Der König ließ dann Speisen und Getränke bringen, und nachdem sie gegessen hatten, sagte er: „Du sprachst heute von einem Mittel, den Drohungen des Königs von Indien zu entgehen; nun, worin besteht dieses?“ – „In einem tapfern Herzen,“ sagte der Junge; „schicke nur nach deinen Frauen, die dir geraten haben, meinen Vater Schimas und die übrigen Veziere und Gelehrten umzubringen.“ – „Wie,“ sagte der König tief seufzend, „Schimas war dein Vater? Gott, der dich zu mir schickt, um über das Unrecht, das ich an deinem Vater begangen, mich zu beschämen, stehe mir bei! Diese Strafe habe ich verdient, doch will ich dich nun an die Stelle deines Vaters erheben und dich seinetwillen noch mehr ehren; rate mir nur jetzt, wie ich gegen meinen Feind mich verteidigen soll, und lasse die Frauen auf eine andere Zeit.“ Da sagte der Junge: „Schwöre mir, dass du Alles tust, was ich von dir fordere.“ Der König erwiderte: „Gott ist Zeuge, dass ich nur deinem Rate und deinem Willen zu folgen bereit bin.“ – „Nun,“ versetzte der Junge, „lass den Boten des Königs von Indien bis zum dritten Tage warten, dann sagst du ihm, du wolltest ihm morgen die Antwort geben, so gewinnst du Zeit, und wenn er Einwendungen macht, so weise ihn zurecht, doch ohne Härte. Wenn er dann alles Vorgefallene in der Stadt verbreitet und die Einwohner vor dem Untergange warnt, so lasse ihn zu dir rufen und sage ihm: Dein König muss ein recht blödsinniger Mann sein, der keine Folgen bedenkt und Niemanden um Rat fragt, sonst würde er nicht durch eine solche Forderung sich in so große Gefahr begeben; doch freue ich mich über seine Torheit, denn ich habe dadurch einen gerechten Vorwand, sein Land zu erobern, ohne von irgend Jemanden deshalb getadelt zu werden. Ich halte es nicht einmal der Mühe wert, ihm zu antworten, ein Schulknabe mag dies tun, du schickst dann nach mir, und ich werde die Antwort schreiben.“ Der König schenkte dem Jungen seinen Beifall, gab ihm ein kostbares Ehrenkleid und entließ ihn; gegen den Boten benahm er sich aber ganz, wie ihm der Junge geraten, und zuletzt ließ er Letzteren wieder rufen, gab ihm des Königs Brief und sagte ihm: „Beantworte dieses Schreiben.“ Der Junge las den Brief und sagte lächelnd. „O König! wenn du die Beantwortung dieses Briefes für wichtig hältst, so will ich deinem Befehle gehorchen, aber ein weit jüngerer Knabe könnte es auch tun.“ Da sagte der König: „Schreibe schnell, denn der Bote eilt, er ist schon einen Tag zu lang aufgehalten worden.“
Der Junge nahm Tinte und Papier und schrieb: „Friede und Heil vom Barmherzigen allen Gläubigen! Wisse du, den man den großen König nennt, wir haben deinen Brief erhalten, gelesen und verstanden, und daraus deine Torheit und Gewalttätigkeit erkannt; aus Verachtung gegen dich haben wir deinen Boten zurückgehalten, und nur aus Mitleid für diesen schicken wir dir eine Antwort. Was du von meinen Vezieren, Gelehrten und Großen des Reichs schreibst, ist wahr, doch ist das nur ein Unkraut, das ich aus dem Weizenfelde gerissen; für jeden Umgebrachten haben wir tausend Bessere und Tüchtigere. Jedes Kind, das nur sprechen kann, ist so reich an Kenntnissen, als der Regent des Himmels an Segen; fragst du nach meinen Kriegern, so findest du bei mir Helden, von denen ein Einziger Tausende deiner Truppen schlägt. Was meine Schätze angeht, so schneiden wir Juwelen aus den Gebirgen wie Steine, und meine Fundgruben bringen mit täglich tausend Pfund Silber ein, auch ist der Wohlstand und die Macht meiner Untertanen unbeschreiblich. Dein Wunsch ein Schloss mitten im Meer zu haben, beweist deinen Unverstand; gebiete zuerst dem Winde Ruhe und den Wellen Stillstand, dann wollen wir dir ein Schloss bauen. Du glaubst, Gott habe dir den Sieg über mich verliehen, ich aber, der ihm vertraue und nach dessen Gebote handle, hoffe das Gegenteil, weil du dich ungerechterweise, als wäre ich dein Sklave, über mich erheben willst.
Du verdienst eine Strafe von mir, doch ich fürchte Gott und verzeihe dir, wenn du mir auch dieses Jahr Tribut schickst; wenn nicht, so sende ich dir eine Armee von elfhunderttausend Mann unter der Anführung des Veziers Ghadban, der dich drei Jahre lang belagern wird, statt der drei Tage Frist, die du mir gegönnt; er wird Besitz von deinem Reiche nehmen und nur dich allein töten; darum sei auf deiner Hut und überlege es wohl, ehe du es wagst, dich mir zu widersetzen.“ Dieses Schreiben ward versiegelt und dem Boten gegeben, der nach dem, was er vom Jungen hörte, froh war, mit heiler Haut davon zu kommen. Als er zu seinem König zurückkehrte, der schon wegen dessen langer Abwesenheit einen großen Diwan hielt, überreichte er ihm den Brief und erzählte ihm Alles, was er gesehen und gehört. Der König konnte seiner Erzählung nicht glauben, bis er endlich den Brief las; da erschrak er sehr und sah sich schon seines Reiches beraubt. Er ließ sogleich seine Veziere und Gelehrten rufen und las ihnen den Brief vor, sie suchten zwar den König zu beruhigen, doch war ihr eigenes Herz voll Furcht. Endlich sagte der Großvezier: „Alle diese Worte helfen Nichts, ich rate dir, dich in einem Schreiben bei dem König zu entschuldigen, ihn an die alte Freundschaft zu erinnern, und ihm zu sagen, du habest nur seine Tapferkeit und Gewandtheit erproben wollen, wünschest ihm aber ein langes, glorreiches Leben.“ Der König sagte: „Das muss ein mächtiger Sultan sein, dessen Schulknaben solche Briefe schreiben; ich habe selbst ein verzehrendes Feuer angezündet, ich muss es nun auch löschen.“ Er ließ dann sogleich kostbare Geschenke zubereiten, schrieb einen schönen Brief und schickte ihn mit einem Hauptmann, von vielem Gefolge begleitet, ab. Der König ließ bei der Ankunft des Hauptmanns den Jungen rufen, um ihm den Brief vorzulesen, und auf dessen Rat nahm er die Entschuldigungen und die Geschenke des Hauptmanns an und machte ihm königliche Gegengeschenke.
Der Junge aber wandte alle seine Gelehrsamkeit auf und schrieb einen sehr sinnreichen, freundlichen Brief, den er dem König vorlas. Der Hauptmann wurde dann mit dem Brief entlassen und von einer Abteilung Truppen bis Mitte Wegs begleitet. Nach der Abreise des Hauptmanns, der wegen der Wiederherstellung des Friedens von seinem Herrn durch Erhöhung seins Rangs belohnt ward, kehrte der König wieder zu seinem frühern frommen Lebenswandel zurück, hörte auf, der Frauenliebe und dem Vergnügen zu leben, und beschäftigte sich ausschließlich mit den Angelegenheiten seiner Untertanen. Der junge Sohn des Veziers Schimas ward zum Vezier ernannt, die Stadt wurde drei Tage hintereinander festlich geschmückt und groß war die Freude des Volks, das einer besseren Zukunft entgegen sah, und für den König und den Vezier Gebete gen Himmel sandte. Als dann der König den Verzier fragte, was nun zur neuen Organisation des Staats zu tun sei? sagte er: „Zuerst muss das Übel aus seiner Wurzel ausgerottet werden, damit es nicht wieder zu noch größerem Unheil nachwachse.“ – „Was meinst du damit?“ fragte der König. „Ich meine,“ antwortete der junge, aber verständige Vezier, „den Hang nach Weibern und das Befolgen ihres Rates; durch Frauenliebe wird sogar der Klügste irre geführt. War nicht Salomon, der Sohn Davids, der Weiseste aller Sterblichen, so dass Menschen und Genies, Tiere und Vögel ihm dienstbar waren? Hat er nicht viele Werke über weltliche Angelegenheiten und Religion geschrieben, und doch vergaß er Alles wieder durch seine Liebe zu den Weibern, und wusste in Gegenwart aller Gelehrten eine Frage nicht mehr zu beantworten, die in einem ihm früher wohlbekannten Werke ausführlich behandelt war, so dass er zuletzt gestehen musste, dass er durch seine Liebe zu den Weibern seinen Verstand verloren hatte, und daher alle Leute, besonders aber Gelehrte und Könige, davor warnte.“ Der König erwiderte hierauf: „Schon habe ich aufgehört, die Frauen zu lieben; doch sage mir, was ich ihnen tun soll, weil sie mir geraten haben, deinen Vater und die übrigen Großen zu ermorden.“
Der Vezier erwiderte: „Nicht sie allein sind schuldig; sie sind wie schöne Waren, die wohl Käufer herbeilocken, doch Niemanden zwingen, sie zu kaufen.“ Da sagte der König: „Ich sehe, dass du die Schuld auf mich laden willst, und du hast ganz Recht.“ Der Vezier erwiderte: „Das wollte ich zwar nicht, o König; doch Gott hat uns Macht über uns selbst gegeben, wir können dem Bösen widerstehen, wenn wir wollen. Gott will nur unser Bestes, durch unsern eigenen Willen aber neigen wir uns zum Schlimmen hin; doch jetzt ist nichts mehr zu tun, als das Gewand der Torheit mit dem des Verstandes zu vertauschen, die Begierde zu besiegen und den Geboten des Herrn zu folgen, Gott wird dir dann verzeihen, dir heitere Tage schenken und allen deinen Feinden Ehrfurcht vor dir einflößen.“ Der König versprach dem Vezier, der ihn aus so großer Not gerettet, ihm in Allem zu gehorchen, alle seine Vorschläge anzunehmen und alle seine Handlungen zu billigen. Auf den Rat des Veziers wurden dann alle Gelehrten versammelt und sieben neue Veziere gewählt, die Frauen des Königs aber in das Haus, wo die Ermordeten lagen, lebenslänglich eingesperrt; so fielen sie selbst in die Grube, die sie Andern gegraben. – So viel ist uns von dieser wunderbaren Geschichte zugekommen.
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